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Prag!

Prag!


Zwischen zwei Geschäftsterminen in Dresden und Zwickau habe ich mich entschlossen, über das Wochenende nicht nach Hause zu fahren, sondern Prag kennenzulernen. Und ja: es war mein erstes Mal!

So hatte ich genau von Samstag 15.00 Uhr bis Montag 14.30 Uhr Zeit, diese schöne Stadt zu erkunden. Das ist mir, also meiner Meinung nach, wirklich gut gelungen. 

Wenn ich das erste Mal in einer Stadt bin, dann lasse ich mich meistens etwas treiben. Versuche, einen Überblick zu bekommen. Museen lasse ich (normalerweise) erst einmal links liegen, denn ich möchte mich vom Charme der Stadt und der Menschen verzaubern lassen...

Einen Reiseführer habe ich mir dennoch gekauft. Eine Reise ganz ohne Vorbereitung geht bei mir nicht, denn ich möchte schon wichtige Dinge sehen, Plätze besuchen, Straßenzüge erkunden, Brücken überwandern. Das alles ohne Reiseführer und spontan - noch dazu in der Kürze der Zeit - ist ohne Vorbereitung fast nicht möglich.

Hier ein paar Facts zu meiner Reise: gewohnt habe ich im Hotel Kampa (buchbar über booking.com) auf der wunderschönen Kleinseite. Hier ist es grundsätzlich einfach viel ruhiger und meiner Meinung auch viel schöner. Auch ist man im Nu im Grünen, wo man sich auf einer Parkbank mit einem Getränk ausruhen oder auch die Abendstimmung genießen kann.

Der super Vorteil von diesem Hotel ist, dass es einen sehr großen Parkplatz gibt. Aus genau diesem Grund habe ich dann auch letztendlich dieses Hotel gewählt. Im Nachhinein eine PERFEKTE Entscheidung.

Sicherlich gibt es modernere und schickere Hotels. Doch ich ziehe ortstypische Hotels den ganzen großen Hotelketten vor. Schließlich möchte ich mich fühlen, wie in der Stadt, in der ich mich derzeit befinde. Bei vielen Hotelketten ist dies oftmals etwas schwierig: das Frühstück ist gleich, die Ausstattung ist gleich. Dafür nehme ich dann auch gerne etwas gefühlt "ältere Zimmer" in Kauf. 

Als ich hier eingecheckt habe, kam ein deutscher Tourist nochmals von oben runter, und wollte nachhaken, ob das Zimmer, das er und seine Frau gebucht hatten, auch wirklich das "Deluxe-Zimmer" wäre??!! Hier konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Solltet ihr es also super-schick und modern wünschen, so würde ich euch dieses Hotel eher nicht empfehlen..... Ich persönlich fand es super. Und das Frühstück im alten Rittersaal sucht seinesgleichen! Die Lage ist wirklich perfekt! Ich werde das nächste Mal sicherlich auch wieder hier absteigen.

Eine traumhafte Luxus-Alternative wäre dann das Mandarin Oriental Prague .

Hier bleibt kein Wunsch offen. Die Lage auf der Kleinseite ist ebenfalls unglaublich toll - in einem ehemaligen Kloster aus dem 14.Jahrhundert.  Super ruhig und dennoch zentral. Vor der Tür finden sich viele kleine Bar's, Café's und Restaurants und zur Karlsbrücke ist es auch nur ein Steinwurf.

 

Kaum das Auto geparkt und die Koffer auf dem Zimmer ging es auch schon los. Über die Kampainsel, unter der Karlsbrücke hindurch und an der Moldau entlang, bis zur Cechuv-Brücke. Von hier bin ich dann gleich durch das jüdische Viertel geschlendert und habe mich in einer Seitenstraße bei der Spanischen Synagoge gestärkt, im "Little Break???". Ein süßes, kleines Café mit tollem Essen und leckeren Getränken. 

(U Syatého Ducha 3). Auf TripAdvisor habe ich im Nachhinein gesehen, dass es viele schlechte Bewertungen gibt. Naja: ich würde das Litte Break??? auch wirklich nicht für ein ausgedehntes (vor allem tschechisches?!) Abendessen empfehlen. Da gibt es sicherlich bessere Möglichkeiten. Aber für einen  Drink und Couscous mit Halloumi war es PEREKT.  Einen besseren Stop konnte ich nicht haben. Noch dazu war die Bedienung super-freundlich und ich habe mich einfach wohl gefühlt! Das nächste Mal werde ich mich ganz bestimmt und ganz gezielt wieder hier ausruhen!

Danach bin ich weiter in Richtung Rathausplatz/ Altstädter Ring. Hier steppt der Bär! Wirklich! Und tataaa: ich hatte mir zuvor eine Kneipentour mit Bierprobe gebucht. War einfach neugierig und wollte andere Menschen kennenlernen. Und das hat super geklappt: wir haben uns um 18.00 Uhr vor dem Cartier-Laden getroffen. 16 Personen. Aus der ganzen Welt: Singapur, Kalifornien, GB, Brasilien, Israel, Ungarn und meine Wenigkeit - die einzige Deutsche. Ich fand das herrlich! Die Führung hat Jana, eine junge Tschechin, übernommen. Hat uns in die Bier-und Braukunst ihres Landes eingeführt, wirklich viel Hintergrundwissen vermittel und uns in insgesamt drei Bierkneipen "entführt". Insgesamt fünf Biere wurden getrunken. Da diese alle jedoch sehr mild sind, haben wir dies gut "geschafft". Yve, eine Engländerin, meinte: "ist es nicht herrlich, mit Menschen aus der ganzen Welt in Prag etwas betrunken zu werden...?". Und sie hatte recht: wir hatten einen wunderbaren Abend, haben sehr viel gelacht und uns, nach vier Stunden, mit einer dicken Umarmung von einander verabschiedet. Ein wirklich informativer und geselliger Abend in einer fremden Stadt mit fremden Menschen! (www.getyourguide.de, Kneipentour mit Bierprobe, € 15,00).

Danach bin ich dann alleine zu meinem Hotel durch das nächtliche Prag geschlendert - und habe mich nicht eine Sekunde unwohl gefühlt.

Glücklich und mit einem kleinen Biergrinsen bin ich dann in meinem schönen Hotel eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde ich von Sonnenschein geweckt und nachdem ich mich am üppigen Frühstücksbuffet gestärkt hatte, ging es los.

Um 10.00 Uhr bin ich schnurstracks gleich zur Standseilbahn gelaufen, die nicht weit vom Hotel entfernt zum Laurenziberg startet. Achtung: die Automaten akzeptieren nur Münzen. ABER: es gibt auch einen kleinen Kiosk, an dem man ebenfalls ein Ticket kaufen kann - und hier ist meist gar nichts los, da die ganzen Touristen völlig aufgewühlt vor den Automaten stehen und nicht wissen, was sie nun buchen sollen! Eine einfache Fahrt von unten nach oben auf den Berg kostet 24 Kronen.

Oben angekommen gleich in Richtung Prager Eiffelturm. Und tatsächlich wurde er damals, im Jahr 1891, nach genau diesem Vorbild und in klein erbaut. 

Eine Runde Eiffelturm zu Fuß kostet 150 Kronen. Wenn man den Aufzug nimmt, ist es etwas teurer. Aber ganz ehrlich: der Aufstieg ist nicht wild und man muss nicht warten - im Gegensatz zum "Aufstieg" mit dem Aufzug.

Der Blick ist grandios! Über die ganze Stadt! Und wenn man früh da ist, dann hält sich auch der Ansturm in Grenzen.

Unten wieder angekommen sollte man noch einen kurzen Abstecher in das Spiegellabyrinth machen (vom Turm raus, dann nach links). Ist wirklich eine tolle Sache (nicht nur für Kinder!) und für 90 Kronen auch erschwinglich.

Danach habe ich mich für einen Spaziergang durch den Park (nach dem Labyrinth wieder in Richtung Eiffelturm zurück und immer geradeaus), am Kloster Strahov vorbei zum Burgberg entschieden. Bei einer Bäckerei kurz eine kleine Stärkung gekauft und dann habe ich die Kirche Loreto entdeckt. Nachdem ich mich durch meinen Reiseführer eingelesen hatte, habe ich mich für die Besichtigung entschieden. Gar nicht wegen der bekannten Diamantenmostranz, sondern wegen der Kopie der Gebetshütte Casa Santa aus dem italienischen Ort Loreto, einer Pilgerstätte schlechthin. So etwas zieht mich immer magisch an. Irgendwie finde ich das immer sehr bewegend - Pilgerstätten. Wo so viele Menschen in ihrer Verzweiflung hinpilgern, in der Hoffnung, dass ihnen geholfen wird. Ich spüre dann immer eine große Dankbarkeit. Dass ich gesund bin, meine Familie wohl auf ist. Und wir ein schönes Leben haben. 150 Kronen kostet hier der Eintritt. Achtung: möchte man Foto's machen, muss man eine "Fotolizenz" für 100 Kronen erwerben. Ich habe darauf verzichtet und die Erinnerungen in meinem Kopf behalten!

Nach diesem besonderen Erlebnis - und nachdem mein Magen ganz laut "Hunger" gerufen hat - bin ich zum Hradschiner Platz gelaufen, mich auf eine Bank gesetzt, meinen Mittagssnack verputzt und eine Stunde in der Sonne gelesen - immer mit Blick auf die Burg. Schöner könnten solche Momente nicht sein! 

 

 

Dann habe ich mich in das Burg-Getümmel gestürzt. Eine Burgbesichtigung hatte ich von Anfang an nicht geplant - das mache ich dann beim nächsten Mal. Im Herbst oder Frühjahr, wenn nicht so viele Menschenmassen in Prag sind.

Daher bin ich einmal quer durch das Burggelände gelaufen und am anderen Ende dann wieder den Berg hinunter.

Unten dann immer in Richtung Palais Waldstein (die berühmte Grotte sieht man schon oben von der Burg aus).

Und kaum im Garten des Palais Waldstein angekommen, habe ich schon diverse klassische Töne gehört: auf der Bühne hat ein Orchester für einen Auftritt geprobt und die Technik eingestellt. Eine Stunde habe ich einfach dagesessen, in der Sonne, und den herrlichen Stücken in dieser tollen Atmosphäre gelauscht. Im Garten selbst ist die Tropfsteinwand einfach unbeschreiblich. Und die Pfauen, die teilweise hinter Hecken versteckt sind, sind auch herrlich - und ein Stück "MUSS man gesehen haben" - im Palaisgarten.

Nach dieser kleinen Auszeit hat es mich in das jüdische Viertel gezogen. Die Synagogen wollten einfach noch von mir erobert werden. Zu groß war die Neugier - noch dazu dieser unglaublich faszinierende jüdische Friedhof. Wenn man alles sehen möchte (so, wie ich!), dann lohnt sich das große Ticket für 530 Kronen. Hier kann die Maisel Synagoge, die Pinkas Synagoge (sehr ergreifend, da hier alle Namen der jüdischen Opfer aus Böhmen und Mähren, die  während des Naziregimes ihr Leben verloren haben, aufgeführt wurden), der jüdische Friedhof, die Klausen Synagoge, die Zeremoniehalle, die Spanische Synagoge, die R.Guttmann Galerie und die Altneue Synagoge besichtigt werden.

Bis auf die Meisel Synagoge habe ich alle an diesem Tag geschafft. Denn dann überkam mich der Hunger und ich habe mich den kulinarischen Genüssen hingegeben. Morgen ist auch noch ein Tag - zwar nur ein halber - aber das reicht für die Meisel Synagoge!!

Gegessen habe ich direkt bei Kolkovna, einer Restaurantkette, die auch direkt gegenüber der Spanischen Synagoge ist und die gute tschechische Küche anbietet. Auch sehr beliebt bei Einheimischen! Dazu das Bier von Pilsener Urquell (Urquell daher, da das weltweit besser ausgesprochen werden kann - als die tschechische Übersetzung - haben wir auf der Biertour gelernt!!). Perfekt, lecker und auch noch günstig!!

Gestärkt ging es dann wieder in Richtung Altstädter Ring, wo ich mir noch einen unglaublich leckeren Schokokeks bei Au Gourmand, (Dlouhá) gekauft habe. Was soll ich sagen: das Tüpfelchen auf dem i. Auch hier kann man Kleinigkeiten essen - auch im hübschen Hinterhof. 

Dann habe ich mich an die Karlsbrücke "gewagt" - eigentlich widerstrebt mir solch eine Touristengeschichte komplett. Doch die Karlsbrücke gehört nun mal dazu. Also schnell über die Brücke, im Zickzack-Kurs durch die Touristen. Auf die Kampainsel. Ruhe! Und dann habe ich meine kleine Oase entdeckt - gleich gegenüber dem John-Lennon-Pub: ein kleiner Garten Eden an der Teufelsmühle (Velkprevorsky Mlyn). Das Essen ist lecker, vielleicht etwas teurer, als anderswo! ABER...der Garten ist ein Traum. Die Bedienungen sehr freundlich. Einfach ein Platz, um jeden Abend noch einen Drink zu nehmen. Vor allem die zwei kleinen Tische auf der Miniterrasse über dem Kanal. Sehr romantisch und wirklich wunderschön. Mein persönlicher Lieblingsplatz in Prag! Ein kleiner Aperol-Spritz im Garten, dann noch an der bekannten Grafittiwand vorbei (hier kann sich jeder und nach Lust und Laune verewigen). Dann aber fast "genug" von der Großstadt. Da kommt ein Moment zwischen Apfelbäumen gerade recht: überhalb der Zahnradbahn-Talstation lässt es sich herrlich ausspannen. Noch ein letztes Ziel für heute: zu der Statuengruppe mit den Opfern des Kommunismus - Menschen, die nach oben hin mehr und mehr Körperteile verlieren. Gewidmet den Opfern des Kommunismus (gegenüber der Kreuzung Ujezd/Vitezna - im Park)

Danach aber ab in's Hotel. Nach 23.085 Schritten und stolzen 16,21 km habe ich mir meine Bettruhe verdient. Natürlich mit einem Lächeln im Gesicht und der Vorfreude auf den nächsten Tag!

Nach einer langen und ruhigen Nacht habe ich mich nochmals aufgemacht, um die Meisel Synagoge zu besichtigen. Danach dann über ein paar Umwege zum bekannten Wenzelsplatz. Ist aber eher nicht meine Welt. Geschäfte, wie überall auf der Welt. Ich mag es eher gemütlich...

Viel schöner finde ich die 28.Rijna und die darauffolgende Na Prikope (kreuzen direkt an den Wenzelsplatz in Richtung Altstadt). Klassische Einkaufsstraßen zum bummeln und shoppen.

Am besten hat mir persönlich aber das Gebiet um das Karolinum gefallen. Hier gibt es zahlreiche Restaurants, Café's und Bars. Aber nicht so überlaufen, wie an den anderen Plätzen. Auch der Bethlehemsplatz ist schön und relativ ruhig. Auf alle Fälle einen Besuch wert.

Ich habe mich dann persönlich von der Altstadt verabschiedet, habe mich noch einmal durch die Touristenströme auf der Karlsbrücke gedrückt und bin dann nochmals zu meinem kleinen Mühlenrestaurant gelaufen. Heute habe ich wirklich einen Tisch direkt auf dem Balkon über dem Kanal bekommen. Es war ein Traum!

Dann hieß es Abschied nehmen. Von Prag. Und sich schon wieder freuen. Auf das nächste Mal. In Prag! Na shledanou!

Kommentare: 2
  • #2

    Heike Kuhles (Dienstag, 04 September 2018 14:42)

    So schön ..... als wäre man dabei gewesen

  • #1

    Nici Bungey (Freitag, 31 August 2018 11:18)

    WUNDERBAR ! So schön geschrieben und sehr informativ... love you sis X